Schnecken im Aquarium halten
Einrichtungsbeispiele mit Schnecken

Wissenswertes zu Schnecken
Schnecken im Aquarium spalten die Meinungen vieler Aquarianer. Während die einen sie als lästige Plage betrachten, die sich unkontrolliert vermehren und Pflanzen anfressen, sehen andere in ihnen wertvolle Mitbewohner, die das biologische Gleichgewicht stabilisieren und zur Sauberkeit im Becken beitragen. Tatsache ist: Schnecken sind ein fester Bestandteil nahezu jedes aquatischen Ökosystems – und auch im Aquarium übernehmen sie wichtige Aufgaben. Sie fressen Futterreste, Algenbeläge und abgestorbene Pflanzen, belüften den Bodengrund und können helfen, Schadstoffe abzubauen.
Doch wie bei allen Lebewesen hängt ihr Nutzen stark von der Art, der Haltung und der Anzahl ab. Wer Schnecken bewusst ins Aquarium einsetzt und ihre Bedürfnisse versteht, wird schnell feststellen, dass sie mehr sind als nur „Putztrupps“: Sie sind faszinierende, oft wunderschöne Tiere mit spannenden Verhaltensweisen und großem Nutzen für das ökologische Gleichgewicht im Becken.
Die Rolle von Schnecken im Aquarium
Schnecken sind nicht nur hübsche Dekoration oder lebendige Akzente im Becken. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem des Aquariums. Ihr natürlicher Lebensstil hilft, Abfälle zu beseitigen und biologische Prozesse zu fördern. Viele Arten ernähren sich von Algen, Futterresten oder abgestorbenen Pflanzen und verhindern so, dass sich organische Stoffe zersetzen und das Wasser belasten.
Ein weiterer Vorteil: Bodengrundbewohnende Schnecken wie Turmdeckelschnecken wühlen regelmäßig den Kies auf und verhindern die Bildung fauliger Gase. Sie fördern die Sauerstoffzirkulation und helfen dabei, dass Pflanzenwurzeln gesund bleiben. In Becken mit feinem Sand oder Kies leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zur Wasserqualität.
Darüber hinaus dienen Schnecken auch als Indikatoren für das ökologische Gleichgewicht: Wenn sich Schnecken massenhaft vermehren, deutet das häufig auf ein Überangebot an Futter oder eine schlechte Beckenhygiene hin. Ihr Verhalten kann also helfen, Probleme im Aquarium frühzeitig zu erkennen.
Beliebte Schneckenarten für das Aquarium
Es gibt zahlreiche Schneckenarten, die sich hervorragend für die Aquarienhaltung eignen. Jede Art hat ihre eigenen Ansprüche und Besonderheiten. Hier ein Überblick über die bekanntesten Vertreter:
Spitze Blasenschnecke (Physella acuta)
Die Spitze Blasenschnecke ist eine der häufigsten Aquarienschnecken überhaupt. Sie ist klein, unauffällig, sehr robust und vermehrt sich schnell. Viele Aquarianer betrachten sie als unerwünschten Mitbringsel – dabei ist sie ein hervorragender Resteverwerter und Algenfresser. Sie bleibt meist unter einem Zentimeter groß und ist anspruchslos in Bezug auf Wasserwerte.
Posthornschnecke (Planorbella duryi)
Diese runde, spiralig gewundene Schnecke ist wegen ihrer hübschen Form und Farbvielfalt beliebt. Kleine Posthornschnecken gibt es in Blau, Rot, Rosa oder Braun. Sie sind friedlich, unempfindlich und leisten gute Dienste bei der Algenkontrolle. Sie lieben weiches bis mittelhartes Wasser und ernähren sich vorwiegend von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Futterresten.
Turmdeckelschnecke (Melanoides tuberculata)
Die Turmdeckelschnecke ist ein Bodengrundbewohner. Tagsüber bleibt sie oft im Boden versteckt und kommt erst nachts heraus. Sie gräbt sich regelmäßig durch den Kies, wodurch dieser belüftet wird. So verhindert sie die Bildung von Faulstellen. Turmdeckelschnecken sind lebendgebärend und sehr nützlich für den biologischen Kreislauf.
Rennschnecken (Neritina-Arten)
Rennschnecken sind wegen ihres dekorativen Gehäuses besonders beliebt. Es gibt viele verschiedene Arten, darunter die Zebrarennschnecke, die Tigerrennschnecke oder die Olivenschnecke. Sie fressen Algen von Scheiben, Wurzeln und Steinen, aber keine Pflanzen. Rennschnecken vermehren sich im Süßwasser nicht, was sie zu einer idealen Wahl für alle macht, die eine kontrollierbare Schneckenpopulation bevorzugen.
Geweihschnecke (Clithon corona)
Diese kleine, farbenfrohe Geweihschnecke gehört ebenfalls zu den Neritina-Verwandten. Ihr Name stammt von den kleinen hornartigen Fortsätzen am Gehäuse. Sie ist äußerst effektiv bei der Algenbekämpfung und bleibt klein. Auch sie vermehrt sich im Süßwasser nicht und ist daher sehr pflegeleicht.
Apfelschnecke (Pomacea diffusa)
Die Apfelschnecke war früher weit verbreitet, ist heute aber in der EU verboten, da einige Arten als invasive Schädlinge gelten. Wer noch legale Arten besitzt, sollte auf eine verantwortungsvolle Haltung achten. Sie sind groß, auffällig und interessant zu beobachten, benötigen aber viel Futter und Platz.
Nadelschnecke (Stenomelania torulosa)
Eine exotisch wirkende Schnecke mit schlankem, spitzem Gehäuse. Sie lebt im Bodengrund und trägt wie Turmdeckelschnecken zur Durchlüftung bei. Nadelschnecken sind friedlich, nützlich und optisch sehr attraktiv.
Haltung und Pflege
Die meisten Aquarienschnecken sind relativ pflegeleicht, solange die grundlegenden Bedingungen stimmen. Wichtig sind stabile Wasserwerte, ausreichend Sauerstoff und genügend Nahrung. Viele Schneckenarten bevorzugen leicht alkalisches Wasser mit einer Gesamthärte über 6 °dH, da sie Kalk für den Gehäuseaufbau benötigen. In zu weichem oder saurem Wasser kann sich das Gehäuse auflösen.
Die Temperatur sollte je nach Art zwischen 20 und 28 Grad liegen. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Futterresten, Gemüse (z. B. Zucchini, Gurke oder Spinat) und speziellen Schneckenfuttern sichert eine gesunde Entwicklung. Rennschnecken benötigen zusätzlich Algenbeläge, da sie sonst verhungern können.
Ein häufiger Fehler ist, Schnecken in zu sterilen Becken ohne organisches Material zu halten. In solchen Aquarien finden sie oft nicht genug Nahrung. Auch aggressive Fische oder Garnelenarten können Schnecken stressen oder verletzen.
Fortpflanzung und Vermehrung
Schnecken haben faszinierende Fortpflanzungsstrategien. Einige legen Eier, andere bringen lebende Jungtiere zur Welt. Arten wie Posthorn- oder Blasenschnecken vermehren sich sehr schnell, wenn ausreichend Futter vorhanden ist. Das kann zur sogenannten Schneckenplage führen.
Lebendgebärende Arten wie Turmdeckelschnecken produzieren dagegen nur wenige Nachkommen, was die Population stabil hält. Rennschnecken und Geweihschnecken legen zwar Eier, aus denen im Süßwasser aber keine Jungtiere schlüpfen, da ihre Larven Brackwasser benötigen.
Die Vermehrungsrate hängt eng mit der Futtermenge zusammen: Wer regelmäßig große Mengen füttert, fördert automatisch das Wachstum der Schneckenpopulation. Durch sparsame Fütterung lässt sich ihre Zahl auf natürliche Weise kontrollieren.
Schneckenplage – Ursachen und Gegenmaßnahmen
Ein plötzliches Übermaß an Schnecken ist meist kein Zufall. In fast allen Fällen ist es ein Zeichen für ein Überangebot an Nährstoffen und Futterresten. Zu viele Schnecken sind also ein Symptom, nicht das eigentliche Problem.
Um eine Schneckenplage zu vermeiden, sollte man:
- sparsam füttern,
- regelmäßig Mulm absaugen,
- abgestorbene Pflanzenteile entfernen,
- und bei Bedarf Schneckenpopulationen manuell reduzieren.
Von chemischen Mitteln ist abzuraten, da sie oft auch Garnelen und Fische schädigen. Eine bessere Lösung ist der Einsatz von Schneckenfressern wie Raubschnecken (Anentome helena). Diese fressen gezielt andere Schnecken, vermehren sich jedoch selbst nur moderat.
Futter und Ernährung
Schnecken sind Allesfresser mit einer Vorliebe für pflanzliche Kost. Sie ernähren sich von Algen, abgestorbenem Pflanzenmaterial, Futterresten und manchmal auch von weichem Gemüse. Besonders beliebt sind blanchierte Gurken- und Zucchinischeiben.
Wichtig ist, dass Schnecken regelmäßig Zugang zu Kalzium haben, da sie es für den Aufbau ihres Gehäuses benötigen. Sepiaschalen, Kalksteine oder spezielle mineralhaltige Futtermittel sind dafür hervorragend geeignet.
Bei einer ausgewogenen Ernährung bleiben die Tiere aktiv, gesund und zeigen kräftige Farben. Fehlende Mineralien führen schnell zu porösen oder löchrigen Gehäusen.
Kompatibilität mit anderen Aquarienbewohnern
Schnecken sind grundsätzlich friedlich und lassen sich gut mit Fischen, Garnelen und anderen Wirbellosen vergesellschaften. Vorsicht ist jedoch bei schneckenfressenden Arten geboten. Kugelfische, Schmerlen oder bestimmte Buntbarsche machen Jagd auf sie und können ganze Bestände dezimieren.
Mit Zwerggarnelen bilden Schnecken hingegen oft eine ideale Gemeinschaft. Beide Arten profitieren voneinander: Garnelen fressen Futterreste, Schnecken sorgen für saubere Oberflächen.
Schnecken als ästhetisches Element
Abgesehen von ihrem Nutzen sind Schnecken auch optisch bereichernd. Ihre oft kunstvoll geformten Gehäuse und Farben setzen lebendige Akzente im Aquarium. Besonders Renn- und Geweihschnecken gelten als kleine Schmuckstücke, die selbst in Aquascapes eine ästhetische Wirkung entfalten.
Beobachtet man sie genauer, offenbart sich ihr faszinierendes Verhalten – wie sie sich über Wurzeln und Steine bewegen, Algen abweiden oder elegant durchs Wasser gleiten. Schnecken sind keineswegs langweilig, sondern interessante Charaktertiere mit einem langsamen, aber beständigen Rhythmus.
FAQs zu Schnecken im Aquarium
Welche Schnecken sind für Anfänger geeignet?
Posthornschnecken, Blasenschnecken und Turmdeckelschnecken sind besonders pflegeleicht und ideal für Einsteiger. Sie verzeihen kleinere Pflegefehler und passen sich gut an verschiedene Wasserwerte an.
Wie viele Schnecken sollte man pro Aquarium halten?
Das hängt von der Beckengröße und vom Futterangebot ab. In einem 60-Liter-Aquarium reichen meist 5–10 Schnecken, um Algen und Futterreste im Zaum zu halten.
Fressen Schnecken Aquarienpflanzen?
Die meisten Arten nicht. Wenn Schnecken Pflanzen anfressen, sind diese oft schon geschwächt oder faulig. Gesunde Pflanzen werden selten beschädigt.
Wie lange leben Aquarienschnecken?
Je nach Art zwischen einem und fünf Jahren. Rennschnecken und Geweihschnecken können bei guter Pflege sogar bis zu fünf Jahre alt werden.
Kann man Schnecken überfüttern?
Ja. Zu viel Futter führt zu einer schnellen Vermehrung und kann das ökologische Gleichgewicht stören. Besser ist es, sparsam zu füttern und Futterreste regelmäßig zu entfernen.
Wie erkennt man, ob Schnecken gesund sind?
Ein intaktes, glänzendes Gehäuse, aktives Verhalten und klare Farben sind gute Anzeichen. Risse oder Löcher im Gehäuse deuten auf Kalziummangel oder ungeeignete Wasserwerte hin.
Fazit
Schnecken sind weit mehr als einfache Algenfresser. Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines gesunden, stabilen Aquariums. Wer sie bewusst auswählt, richtig füttert und ihre Bedürfnisse respektiert, profitiert von ihren zahlreichen Vorteilen: Sie halten das Becken sauber, fördern die Wasserqualität und bereichern das Aquarium optisch.
Ob Posthornschnecke, Turmdeckelschnecke oder Rennschnecke – jede Art bringt ihre eigenen Vorzüge mit. Anstatt Schnecken als Plage zu sehen, sollte man sie als natürlichen Teil des Mini-Ökosystems betrachten. Mit der richtigen Pflege und etwas Beobachtungsgabe wird schnell klar: Schnecken im Aquarium sind faszinierende, nützliche und wunderschöne Mitbewohner, die das Leben unter Wasser um viele Facetten bereichern.








