Kies als Bodengrund im Aquarium
Einrichtungsbeispiele mit Kies als Boden

Wissenswertes zu Kies
Der Bodengrund ist eines der wichtigsten Elemente im Aquarium – und das aus gleich mehreren Gründen. Er beeinflusst nicht nur die Optik, sondern auch das biologische Gleichgewicht, das Pflanzenwachstum und das Wohlbefinden der Fische. Während Sand, Soil oder spezielle Substrate in der Aquaristik zunehmend populär geworden sind, bleibt Kies als Bodengrund im Aquarium ein echter Klassiker. Doch warum ist das so? Welche Vorteile hat Aquarienkies, wo liegen die Nachteile, und worauf muss man bei der Auswahl und Pflege achten?
Was ist Kies als Bodengrund im Aquarium überhaupt?
Kies besteht aus kleinen, abgerundeten Steinen, die meist aus Quarz oder ähnlichen mineralischen Materialien gewonnen werden. Er unterscheidet sich von Sand durch die gröbere Körnung – typischerweise zwischen 2 und 8 Millimetern. Aquarienkies ist in verschiedenen Farben, Größen und Oberflächenstrukturen erhältlich, von naturfarbenem Flusskies bis zu farbig beschichtetem Dekorkies.
Kies dient im Aquarium mehreren Zwecken:
- Er ist Substrat für Pflanzenwurzeln, die Halt und Nährstoffe benötigen.
- Er bietet Lebensraum für Mikroorganismen, die im biologischen Gleichgewicht eine Schlüsselrolle spielen.
- Er beeinflusst die chemischen Wasserparameter, insbesondere bei kalkhaltigem Kies.
- Und nicht zuletzt hat er eine ästhetische Funktion, da er die Optik des Aquariums stark prägt.
Die Vorteile von Kies im Aquarium
Kies hat sich über Jahrzehnte in der Aquaristik bewährt – und das aus guten Gründen.
Gute Durchlüftung und Stabilität
Die relativ grobe Struktur sorgt dafür, dass der Bodengrund gut durchlüftet bleibt. Das verhindert Fäulniszonen, wie sie bei feinem Sand vorkommen können. So kann Sauerstoff in tiefere Schichten eindringen, was wichtig für nitrifizierende Bakterien ist.
Idealer Halt für Pflanzen
Viele Aquarienpflanzen – insbesondere mit kräftigen Wurzeln – finden in Kies sehr guten Halt. Bei richtiger Körnung (meist 2–4 mm) können die Wurzeln tief eindringen und Nährstoffe effizient aufnehmen.
Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten
Kies ist in unzähligen Farben und Körnungen erhältlich. Ob naturbelassener Flusskies für ein Biotop-Aquarium oder schwarzer Kies für ein modernes Aquascape – gestalterisch sind kaum Grenzen gesetzt.
Pflegeleicht und langlebig
Im Vergleich zu Soil oder speziellem Nährboden ist Kies extrem langlebig. Er zersetzt sich nicht und muss, bei richtiger Pflege, praktisch nie ausgetauscht werden.
Neutralität im Wasser
Viele Kiesarten, insbesondere Quarzkies, sind chemisch inert. Sie verändern also weder den pH-Wert noch die Härte des Wassers – ein großer Vorteil für Aquarianer, die ihre Wasserwerte stabil halten möchten.
Nachteile und mögliche Probleme von Kies im Aquarium
Trotz seiner vielen Vorteile ist Kies nicht in jedem Fall die beste Wahl.
Nicht ideal für alle Fische
Bodenbewohnende Arten wie Panzerwelse oder Schmerlen lieben es, im Bodengrund zu wühlen. Bei grobem oder scharfkantigem Kies können sie sich ihre empfindlichen Barteln verletzen. Für solche Fische ist feiner Sand oft die bessere Wahl.
Schwieriger bei feinen Pflanzenwurzeln
Feinwurzelige Pflanzen wie Glossostigma oder Hemianthus wachsen im Kies schlechter, da sie nicht genügend Halt finden. In solchen Fällen ist eine Kombination mit Nährboden oder Soil sinnvoll.
Gefahr von Schmutzablagerungen
In den Zwischenräumen des Kieses sammeln sich mit der Zeit Mulm und Futterreste. Ohne regelmäßiges Absaugen kann das zu Nitratproblemen und schlechter Wasserqualität führen.
Kein Nährboden
Reiner Kies enthält keine Nährstoffe für Pflanzen. Wer viele Pflanzen kultivieren möchte, sollte entweder einen Nährboden darunterlegen oder regelmäßig Flüssigdünger und Wurzeldünger verwenden.
Die richtige Körnung – der Schlüssel zum Erfolg
Die Körnung des Kieses ist entscheidend für seine Funktion im Aquarium.
- Feiner Kies (1–2 mm): Ideal für kleine Fische und Pflanzen mit feinen Wurzeln. Allerdings kann er leicht verdichten und schlecht durchlüftet werden.
- Mittlerer Kies (2–4 mm): Der Allrounder für die meisten Aquarien. Gute Durchlüftung, gute Pflanzenhaftung.
- Grobe Körnung (5–8 mm): Dekorativ, aber weniger pflanzenfreundlich. Eher für Zierbecken oder größere Fische geeignet.
In den meisten Fällen ist eine Körnung von 2–4 mm die beste Wahl, da sie einen optimalen Kompromiss zwischen Stabilität, Durchlüftung und Pflanzenfreundlichkeit bietet.
Farbe und Material – nur Geschmackssache oder mehr?
Die Farbe des Bodengrunds hat nicht nur ästhetische, sondern auch biologische Auswirkungen.
- Helle Böden reflektieren mehr Licht, was das Aquarium heller erscheinen lässt. Allerdings fühlen sich viele Fische dadurch unsicherer, weil sie weniger Deckung empfinden.
- Dunkle Böden wirken natürlicher, betonen die Farben der Fische stärker und führen oft zu einem ruhigeren Verhalten.
Materialtechnisch sollte man unbedingt auf aquarientauglichen, gewaschenen und beschichtungsfreien Kies achten. Baumarktkies ist meist ungeeignet, da er Verunreinigungen oder Kalk enthalten kann, die die Wasserchemie verändern.
Kies und Wasserchemie – was man beachten sollte
Nicht jeder Kies ist neutral. Kalkhaltiger Kies kann den pH-Wert und die Gesamthärte erhöhen – etwas, das für Weichwasserfische wie Skalare oder Diskus problematisch sein kann. Ein einfacher Test mit Essig oder Salzsäure zeigt, ob der Kies reagiert. Wenn Bläschen aufsteigen, enthält er Kalk und ist für Weichwasseraquarien ungeeignet.
Tipp: Verwende am besten gewaschenen Quarzkies, da dieser chemisch neutral und absolut sicher für die meisten Aquarienbewohner ist.
Kies im bepflanzten Aquarium
Wer ein Pflanzenaquarium betreibt, muss die besonderen Anforderungen der Pflanzen berücksichtigen. Da Kies selbst keine Nährstoffe enthält, empfiehlt sich eine Kombination mit einem Nährboden oder Wurzeldüngern.
Unter dem Kies kann man eine Schicht nährstoffreicher Erde oder Aquariensubstrat (z. B. Laterit oder Tonmineralien) einbringen. Alternativ lassen sich Düngekugeln gezielt unter Pflanzenwurzeln platzieren.
Besonders gut wachsen im Kies robuste Pflanzen wie:
Feinwurzelige Pflanzen oder Bodendecker wie Monte Carlo oder Hemianthus Cuba benötigen hingegen feinkörnigen Soil oder spezielle Pflanzensubstrate, um optimal zu gedeihen.
Reinigung und Pflege von Kies
Die Pflege des Kiesbodens ist entscheidend für die langfristige Stabilität des Aquariums.
Vor dem Einsatz
Kies sollte vor dem Einbringen gründlich ausgewaschen werden, um Staub und Schmutzpartikel zu entfernen. Dazu spült man ihn mehrfach in einem Eimer mit klarem Wasser, bis das Wasser klar bleibt.
Während des Betriebs
Beim Wasserwechsel sollte man den Bodengrund regelmäßig mit einem Mulmsauger reinigen. Dabei wird der Mulm aus den Zwischenräumen abgesaugt, ohne den gesamten Kies umzuwälzen.
Achtung: Zu häufiges oder zu tiefes Absaugen kann die nützlichen Bakterienkolonien stören.
Langzeitpflege
Alle paar Monate lohnt sich eine gründlichere Reinigung, bei der auch Pflanzenreste und Futterreste entfernt werden. Ein gut gepflegter Kiesboden kann problemlos viele Jahre im Aquarium bleiben, ohne ausgetauscht werden zu müssen.
Typische Fehler beim Einsatz von Kies
- Ungewaschener Kies: führt zu trübem Wasser und Staub.
- Zu grobe Körnung: erschwert Pflanzenwachstum und fördert Mulmansammlungen.
- Falsches Material: kalkhaltiger Kies verändert Wasserwerte.
- Keine Nährstoffversorgung: Pflanzen kümmern, wenn kein Nährboden vorhanden ist.
- Zu seltene Reinigung: führt zu Nitratproblemen und Algenwuchs.
Für welche Aquarienarten ist Kies geeignet?
Gesellschaftsaquarien: Kies ist ideal, da er neutral, pflegeleicht und vielseitig kombinierbar ist.
- Pflanzenaquarien: Mit zusätzlicher Düngung oder Nährboden sehr gut geeignet.
- Cichliden-Aquarien: Besonders bei Malawisee- oder Tanganjikasee-Arten beliebt, da er natürliche Bedingungen imitiert.
- Garnelenbecken: Feiner Kies ist geeignet, wenn keine empfindlichen Arten gehalten werden.
- Bodengrundfisch-Aquarien (z. B. Welse, Schmerlen): Hier ist Vorsicht geboten – lieber feinen Sand verwenden.
Kies richtig schichten und gestalten
Eine ansprechende Bodengestaltung verbessert nicht nur die Optik, sondern auch die Funktionalität.
Ideal ist es, den Kies nach hinten leicht ansteigen zu lassen – so wirkt das Aquarium optisch tiefer.
Für Pflanzenzonen kann man den Kies über einem Nährboden aufschichten, während in Bereichen ohne Pflanzen reiner Kies genügt.
Manche Aquarianer kombinieren auch verschiedene Körnungen: unten gröber für Durchlüftung, oben feiner für Halt und Optik.
Kies versus andere Bodengründe – ein Vergleich
- Kies: Langlebig, pflegeleicht, neutral, aber kein Nährstoffspeicher
- Sand: Natürlich, ideal für Bodenfische, aber Gefahr von Verdichtung
- Soil: Nährstoffreich, ideal für Pflanzen, aber zersetzt sich mit der Zeit
- Nährboden + Deckkies: Gute Kombination, aber aufwändiger Aufbau
FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Kies im Aquarium
Frage 1: Wie hoch sollte die Kiesschicht im Aquarium sein?
In der Regel sind 5 bis 7 Zentimeter ausreichend. In bepflanzten Bereichen kann sie bis zu 10 Zentimeter betragen.
Frage 2: Kann man normalen Kies aus dem Garten verwenden?
Davon ist dringend abzuraten. Solcher Kies kann Schadstoffe, Kalk oder Metalle enthalten, die das Aquariumwasser gefährden.
Frage 3: Muss man Kies regelmäßig austauschen?
Nein. Bei korrekter Pflege bleibt Kies über viele Jahre stabil und funktionsfähig.
Frage 4: Wie erkennt man, ob Kies kalkhaltig ist?
Ein Tropfen Essig auf den Kies genügt. Bilden sich Bläschen, enthält er Kalk und ist für Weichwasserbecken ungeeignet.
Frage 5: Kann man Kies und Sand kombinieren?
Nur bedingt. Feiner Sand sinkt zwischen den Kies und verdichtet sich unten. Besser ist es, klar abgegrenzte Zonen anzulegen.
Frage 6: Ist farbiger Kies gefährlich?
Nicht unbedingt. Wichtig ist, dass die Farbe aus aquarientauglicher Beschichtung besteht, die keine Giftstoffe abgibt.
Frage 7: Wie wirkt sich Kies auf Algenwachstum aus?
Indirekt: Wenn sich Mulm absetzt, kann das Nährstoffe für Algen liefern. Regelmäßige Reinigung verhindert das.
Fazit
Kies als Bodengrund im Aquarium ist ein bewährter Klassiker, der sich durch Langlebigkeit, Vielseitigkeit und einfache Pflege auszeichnet. Er bietet Pflanzen Halt, ermöglicht eine gute Durchlüftung und beeinflusst die Wasserchemie kaum – vorausgesetzt, man verwendet kalkfreien Quarzkies.
Allerdings ist Kies nicht in jedem Aquarium die beste Wahl. Für feine Bodendecker oder wühlfreudige Bodenfische ist Sand besser geeignet. Auch die fehlende Nährstoffspeicherung muss durch Düngung oder Nährboden ausgeglichen werden.
Wer jedoch auf ein stabil laufendes, pflegeleichtes Aquarium mit klassischer Optik setzt, trifft mit Kies eine ausgezeichnete Wahl. Durch die richtige Körnung, sorgfältige Vorbereitung und regelmäßige Pflege kann Kies über Jahre hinweg eine stabile, gesunde Basis für ein prachtvolles Unterwasserbiotop bilden – egal ob Gesellschaftsbecken, Pflanzenaquarium oder Cichlidenbecken.


