Blog: Hochterrarium einrichten - Der Leitfaden für ein Terrarium mit kletternden Tieren (7537)
Ein Hochterrarium einzurichten ist für viele Terraristik-Fans der nächste große Schritt nach dem klassischen Bodenterrarium. Hochterrarien wirken nicht nur beeindruckend, sie eröffnen auch völlig neue Möglichkeiten bei der Haltung und Beobachtung von Tieren sowie bei der Gestaltung naturnaher Lebensräume. Besonders baumbewohnende Reptilien, Amphibien und Wirbellose profitieren enorm von der vertikalen Struktur. Gleichzeitig stellt ein Hochterrarium deutlich höhere Anforderungen an Planung, Technik, Einrichtung und Pflege.
In diesem ausführlichen Artikel tauchen wir tief in das Thema „Hochterrarium einrichten“ ein. Wir schauen uns an, für welche Tiere sich ein Hochterrarium eignet, wie man das passende Becken auswählt, welche technischen Komponenten unverzichtbar sind und wie man Schritt für Schritt ein stabiles, funktionales und optisch ansprechendes Terrarium gestaltet. Außerdem gehen wir auf häufige Fehler ein, erklären die richtige Pflege und beantworten am Ende die wichtigsten Fragen, die immer wieder auftauchen.
Wenn du ein Hochterrarium einrichten willst und langfristig Freude daran haben möchtest, findest du hier alles, was du wissen musst – von der ersten Idee bis zum laufenden Betrieb.
Was ist ein Hochterrarium und wofür eignet es sich?
Ein Hochterrarium unterscheidet sich von einem klassischen Terrarium vor allem durch seine Bauform. Während Standardterrassen meist breiter als hoch sind, liegt beim Hochterrarium der Fokus auf der Höhe. Das Verhältnis von Höhe zu Breite und Tiefe ist deutlich verschoben, sodass den Bewohnern viel vertikaler Raum zur Verfügung steht.
Diese Bauform orientiert sich an natürlichen Lebensräumen vieler Tiere. In tropischen Regenwäldern, Nebelwäldern oder Buschlandschaften spielt sich ein Großteil des Lebens nicht am Boden, sondern in Büschen, an Baumstämmen, auf Ästen oder in Pflanzen ab. Genau diesen Raum bildet ein Hochterrarium nach.
Geeignete Tiere für ein Hochterrarium
Ein Hochterrarium ist ideal für:
- Baumbewohnende Reptilien wie kleine Geckos oder Anolis-Arten
- Kletternde Amphibien wie Laubfrösche oder Pfeilgiftfrösche
- Wirbellose wie Gottesanbeterinnen, Phasmiden oder Vogelspinnen
- Kleine Chamäleon-Arten (mit Einschränkungen und hoher Erfahrung)
Wichtig ist: Nicht jedes Tier, das klettern kann, ist automatisch für ein Hochterrarium geeignet. Manche Arten benötigen trotz Kletterfähigkeit viel Bodenfläche oder spezielle klimatische Bedingungen, die sich nur schwer stabil in der Höhe halten lassen.
Die richtige Planung vor dem Einrichten
Bevor auch nur ein Ast ins Terrarium kommt, sollte die Planung stehen. Viele Probleme entstehen nicht durch falsche Pflege, sondern durch eine unzureichende Vorbereitung.
Die passende Terrariengröße wählen
Ein häufiger Fehler ist es, ein Hochterrarium zu klein zu wählen. Gerade weil die Höhe im Fokus steht, wird Breite und Tiefe oft unterschätzt. Tiere brauchen Platz zum Drehen, Springen und Ausweichen. Außerdem benötigen Pflanzen, Technik und Rückwände ebenfalls Raum.
Grundsätzlich gilt:
- Höhe ist wichtig, aber nicht alles
- Mehr Platz erleichtert die Klimastabilität
- Größere Becken sind langfristig pflegeleichter
Ein gut dimensioniertes Hochterrarium wirkt nicht nur natürlicher, sondern reduziert auch Stress bei den Tieren.
Standort des Hochterrariums
Der Standort beeinflusst das Klima im Terrarium erheblich. Direkte Sonneneinstrahlung kann schnell zu Überhitzung führen, während zugige Plätze Temperatur und Luftfeuchtigkeit instabil machen.
Ein guter Standort:
- Steht nicht direkt am Fenster
- Ist frei von starker Zugluft
- Befindet sich in einem Raum mit möglichst konstanter Temperatur
- Ist gut erreichbar für Pflege und Wartung
Auch die Tragfähigkeit des Bodens sollte bedacht werden, denn ein eingerichtetes Hochterrarium kann überraschend schwer werden.
Technische Grundlagen eines Hochterrariums
Die Technik ist das Herzstück eines funktionierenden Hochterrariums. Ohne passende Beleuchtung, Heizung und Belüftung ist selbst die schönste Einrichtung nutzlos.
Beleuchtung im Hochterrarium
Licht erfüllt mehrere Funktionen: Es steuert den Tag-Nacht-Rhythmus, beeinflusst das Pflanzenwachstum und ist für viele Tiere essenziell für den Stoffwechsel.
In Hochterrariums ist die Herausforderung, dass das Licht den unteren Bereich oft nur abgeschwächt erreicht. Deshalb ist eine durchdachte Lichtplanung besonders wichtig.
Wichtige Aspekte:
- Ausreichende Lichtstärke auch im unteren Bereich
- Gleichmäßige Ausleuchtung ohne harte Schatten
- Anpassung an die Bedürfnisse der Tiere und Pflanzen
Je höher das Terrarium, desto wichtiger ist die Kombination aus leistungsstarker Grundbeleuchtung und gezielten Lichtquellen.
Heizung und Temperaturzonen
In der Natur gibt es immer Temperaturunterschiede – genau das sollte auch im Hochterrarium nachgebildet werden. Durch die Höhe entstehen automatisch verschiedene Temperaturzonen: oben wärmer, unten kühler.
Das kann gezielt genutzt werden:
- Wärmepunkte im oberen Bereich
- Kühlere Rückzugsorte weiter unten
- Natürliche Thermoregulation für die Tiere
Eine gleichmäßige Überhitzung sollte unbedingt vermieden werden, da Tiere im Hochterrarium nicht einfach „nach unten ausweichen“ können, wenn es überall zu warm ist.
Luftfeuchtigkeit und Belüftung
Viele Hochterrarium-Bewohner stammen aus feuchten Lebensräumen. Gleichzeitig ist stehende, feuchte Luft einer der häufigsten Gründe für Schimmel und Krankheiten.
Eine gute Belüftung:
- Ermöglicht Luftaustausch
- Reduziert Schimmelbildung
- Unterstützt ein stabiles Klima
Besonders bewährt hat sich eine Kombination aus unterer Frischluftzufuhr und oberer Abluft, da warme Luft nach oben steigt.
Der richtige Bodengrund im Hochterrarium
Auch wenn der Fokus auf der Höhe liegt, ist der Boden extrem wichtig. Er beeinflusst Luftfeuchtigkeit, Hygiene und die Gesamtstabilität des Systems.
Drainageschicht – ja oder nein?
In vielen Hochterrariums ist eine Drainageschicht sinnvoll, besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit oder regelmäßigem Sprühen. Sie verhindert Staunässe und Wurzelfäule bei Pflanzen.
Typische Funktionen der Drainage:
- Auffangen überschüssigen Wassers
- Stabilisierung der Luftfeuchtigkeit
- Schutz des eigentlichen Substrats
Substratwahl
Das Substrat sollte:
- Feuchtigkeit speichern, ohne zu vernässen
- Locker bleiben
- Schadstofffrei sein
Je nach Tierart und Pflanzenbesatz variiert die ideale Mischung. Wichtig ist, dass das Substrat nicht verdichtet und keine Schimmelherde bildet.
Rückwandgestaltung im Hochterrarium
Die Rückwand ist eines der wichtigsten Gestaltungselemente im Hochterrarium. Sie bietet Kletterflächen, Verstecke und Platz für Pflanzen – und entscheidet maßgeblich über die Optik.
Funktionen der Rückwand
Eine gute Rückwand:
- Bietet Struktur und Halt
- Erweitert den nutzbaren Raum
- Speichert Feuchtigkeit
- Sieht natürlich aus
Gerade in Hochterrariums wird die Rückwand intensiv genutzt, da Tiere instinktiv nach oben streben.
Natürliche Strukturen schaffen
Rinde, Kork, Wurzeln oder modellierte Oberflächen sorgen für Abwechslung. Wichtig ist, dass alle Elemente fest verankert sind. Herabfallende Teile stellen eine ernsthafte Gefahr dar.
Pflanzen im Hochterrarium
Pflanzen sind weit mehr als Dekoration. Sie beeinflussen das Klima, bieten Verstecke und tragen zum Wohlbefinden der Tiere bei.
Geeignete Pflanzenarten
Im Hochterrarium eignen sich besonders:
- Kletterpflanzen
- Aufsitzerpflanzen
- Robuste tropische Arten
Sie sollten mit der Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung harmonieren und nicht giftig sein.
Pflanzanordnung
Die Anordnung sollte:
- Unterschiedliche Höhen nutzen
- Licht- und Schattenbereiche schaffen
- Bewegungsräume offenlassen
Ein zu dicht bepflanztes Hochterrarium wirkt zwar grün, kann aber die Beobachtung erschweren und das Klima negativ beeinflussen.
Einrichtungselemente: Äste, Lianen und Verstecke
Ohne Kletterstrukturen ist ein Hochterrarium nur ein leerer Kasten. Äste, Lianen und Verstecke bilden das Grundgerüst für Bewegung und Rückzug.
Wichtig dabei:
- Unterschiedliche Durchmesser
- Sichere Befestigung
- Natürliche Anordnung
Horizontale und schräge Elemente sind oft wichtiger als reine Vertikalstrukturen, da sie Ruheplätze bieten.
Pflege und Wartung eines Hochterrariums
Ein Hochterrarium ist kein Selbstläufer. Regelmäßige Pflege ist entscheidend für die Gesundheit der Tiere und die Stabilität des Systems.
Tägliche Aufgaben
- Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit
- Sichtprüfung der Tiere
- Entfernen von Futterresten
Wöchentliche und monatliche Pflege
- Reinigung von Scheiben
- Rückschnitt von Pflanzen
- Überprüfung der Technik
Je besser das Terrarium geplant wurde, desto geringer ist der Pflegeaufwand im Alltag.
Häufige Fehler beim Einrichten eines Hochterrariums
Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn man typische Fehler kennt.
Zu den häufigsten gehören:
- Zu wenig Struktur in der Höhe
- Unzureichende Beleuchtung
- Schlechte Belüftung
- Überbesatz
- Instabile Befestigungen
Ein Hochterrarium sollte immer aus Sicht des Tieres gedacht werden, nicht nur aus ästhetischer Perspektive.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zum Hochterrarium
Wie hoch sollte ein Hochterrarium mindestens sein?
Das hängt stark von der Tierart ab. Grundsätzlich gilt: lieber höher als zu niedrig. Für viele baumbewohnende Arten sind Höhen ab 60 cm aufwärts sinnvoll, nach oben sind kaum Grenzen gesetzt.
Kann man ein Hochterrarium selbst bauen?
Ja, mit handwerklichem Geschick ist das möglich. Wichtig sind stabile Materialien, sichere Belüftung und eine saubere Verarbeitung.
Ist ein Hochterrarium pflegeintensiver als ein normales Terrarium?
Nicht zwangsläufig. Ein gut geplantes Hochterrarium kann sogar pflegeleichter sein, da sich stabile Klimazonen einstellen.
Braucht man zwingend echte Pflanzen?
Echte Pflanzen sind stark zu empfehlen, da sie das Klima verbessern und natürlicher wirken. In Ausnahmefällen können künstliche Pflanzen ergänzend eingesetzt werden.
Können mehrere Tiere in einem Hochterrarium gehalten werden?
Das ist abhängig von Art, Größe und Sozialverhalten. Grundsätzlich sollte man mit Einzelhaltung beginnen und sich langsam herantasten.
Fazit
Ein Hochterrarium einzurichten ist eine spannende, aber anspruchsvolle Aufgabe. Es verbindet technisches Verständnis, biologisches Wissen und gestalterische Kreativität. Wer sich die Zeit nimmt, sorgfältig zu planen, wird mit einem faszinierenden Lebensraum belohnt, der den natürlichen Bedürfnissen seiner Bewohner sehr nahekommt.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Balance: zwischen Technik und Natur, zwischen Struktur und Freiraum, zwischen Optik und Funktion. Ein Hochterrarium ist niemals „fertig“, sondern entwickelt sich stetig weiter – genau das macht seinen besonderen Reiz aus.
Mit Geduld, Beobachtung und Bereitschaft zur Anpassung wird aus einem leeren Glaskasten ein lebendiges Stück Natur, das jeden Tag aufs Neue begeistert.







