Blog: Strömung im Aquarium - Warum sie so wichtig ist und wie du sie richtig einstellst (7410)
Strömung ist eines dieser Themen in der Aquaristik, das viele Aquarianer am Anfang unterschätzen. Man richtet ein Becken ein, setzt Pflanzen und Fische hinein, installiert den Filter – und denkt, damit sei alles erledigt. Doch sobald die ersten Algen auftauchen, Fische ungewöhnlich atmen oder Pflanzen nicht wachsen wollen, dämmert vielen: Da stimmt etwas mit der Strömung nicht. Die Wasserbewegung im Aquarium beeinflusst viel mehr als nur die Optik der Oberfläche. Sie hat direkten Einfluss auf die Sauerstoffsättigung, die Gesundheit der Tiere, den Stoffwechsel des Systems, die Verteilung von Nährstoffen und sogar darauf, wie stabil das Becken langfristig läuft.
Was bedeutet Strömung im Aquarium überhaupt?
Unter Strömung versteht man jede Form von Bewegung im Wasser. Diese kann stark, moderat oder sehr schwach sein – entscheidend ist, dass sie in irgendeiner Weise Wasser in Bewegung setzt. Wichtige Unterscheidungen sind:
- Oberflächenbewegung
Sie beeinflusst vor allem die Sauerstoffaufnahme aus der Luft und die Abgabe von CO₂. - Unterwasserströmung
Sie verteilt Nährstoffe, Sauerstoff und CO₂ im Becken. - Gezielte Strömung
Etwa für Fische aus strömungsreichen Habitaten oder zur Vermeidung von Schmutzecken.
Die Strömung entsteht in den meisten Aquarien durch Innen- oder Außenfilter, zusätzliche Strömungspumpen oder schlicht durch den Rücklauf des gefilterten Wassers. Doch die Richtung, Stärke und Verteilung sind entscheidend dafür, wie gut das Aquarium langfristig funktioniert.
Warum Strömung im Aquarium so wichtig ist
Viele unterschätzen, wie viele Prozesse direkt von der Wasserbewegung abhängen. Hier die wichtigsten Punkte:
Sauerstoffversorgung
Je mehr sich die Wasseroberfläche bewegt, desto stärker findet ein Austausch zwischen Wasser und Luft statt. Das bedeutet:
- Mehr Sauerstoff gelangt ins Aquarium.
- Überschüssiges CO₂ entweicht.
- Die Tiere können entspannter atmen.
In Becken ohne ausreichende Oberflächenbewegung kann der Sauerstoffgehalt stark sinken, besonders nachts, wenn Pflanzen und Bakterien selbst Sauerstoff verbrauchen.
Nährstoffverteilung
In einem gut bepflanzten Becken ist es wichtig, dass Nährstoffe überall gleichmäßig ankommen. Ohne Strömung sammeln sich Dünger, Mikroorganismen und gelöste Stoffe in einzelnen Bereichen. Dadurch entstehen:
- Nährstoffmangel in bestimmten Pflanzengruppen
- Ungleichmäßiges Wachstum
- Verstärkte Algenbildung in schlecht durchströmten Zonen
Eine sanfte, gleichmäßige Strömung verhindert diese Probleme zuverlässig.
Vermeidung von toten Ecken
Sogenannte „tote Zonen“ sind Bereiche, in denen das Wasser fast steht. Dort lagern sich Schwebstoffe und Mulm ab, die wiederum Fäulnis fördern können. Die Folgen:
- Ammonium- oder Nitritanstiege
- Schlechte Wasserqualität
- Mehr Putzaufwand
Eine ausgeglichene Strömung sorgt dafür, dass Schmutzpartikel zum Filter gelangen.
Naturnahe Bedingungen für Fische
Viele Fische, vor allem aus Flüssen und Bächen, benötigen Strömung. Dazu gehören:
- Barben
- Panzerwelse
- Schmerlen
- Viele Karpfenfische
- Verschiedene Salmlerarten
Ohne Strömung bewegen sie sich weniger, wirken müde und können langfristig krank werden.
Umgekehrt gibt es aber auch Arten, die Strömung schlecht vertragen, etwa Betta splendens oder viele Zwerggarnelenarten. Darauf gehen wir später genauer ein.
CO₂-Verteilung im Aquascaping
Wer ein CO₂-Düngesystem verwendet, braucht eine gleichmäßige Strömung, damit das CO₂ im ganzen Aquarium verteilt wird. Ohne ausreichende Wasserbewegung landet eine große Menge des Gases ungenutzt in der Umgebungsluft.
Wie stark sollte die Strömung im Aquarium sein?
Es gibt keine pauschale Regel, weil jedes Aquarium andere Bedürfnisse hat. Dennoch gibt es gute Richtwerte:
- Gesellschaftsaquarien: moderate Strömung, gleichmäßig verteilt
- Pflanzenaquarien: sanfte, aber stabile Kreisströmung
- Garnelenbecken: sehr sanfte Strömung
- Strömungsbecken mit Bachfischen: starke Strömung
- Kaltwasseraquarien: eher kräftige Strömung, da kaltes Wasser viel Sauerstoff binden kann
Viele Aquarianer arbeiten mit der Faustregel, dass der Filter das Beckenvolumen etwa 5–10 Mal pro Stunde umwälzen sollte. Das bedeutet:
- 100-Liter-Becken → 500–1000 l/h
- 200-Liter-Becken → 1000–2000 l/h
Allerdings sagt die reine Durchflusszahl wenig über die tatsächliche Strömung aus. Die Verteilung ist entscheidender als reine Power.
Wie man die Strömung richtig einstellt
Filterauslass richtig platzieren
Die meisten Probleme entstehen, weil der Filterauslass einfach irgendwo angebracht wurde. Besser:
- Platziere ihn so, dass er das Wasser im Aquarium bewegen kann, ohne tote Ecken zu erzeugen.
- Eine leichte Oberflächenbewegung sollte immer vorhanden sein.
- Richte den Auslass leicht nach oben für mehr Sauerstoff oder leicht nach unten für mehr CO₂-Stabilität.
Einrichtung nicht unterschätzen
Wurzeln, Steine oder große Pflanzen können Strömung blockieren. Dadurch entstehen Wirbel oder völlig strömungsfreie Zonen.
Ein Tipp: Betrachte die Einrichtung wie Strömungshindernisse in einem Fluss. Je natürlicher sie gesetzt werden, desto fließender bewegt sich das Wasser.
Kreisströmung erzeugen
Besonders beliebt im Aquascaping ist eine gleichmäßige Kreisbewegung des Wassers. Dafür:
- Den Filterauslass an einer Seite des Aquariums platzieren
- Das Wasser längs der Scheibe entlangführen lassen
- Auf der gegenüberliegenden Seite ein Ansaugen zum Filter ermöglichen
Das sorgt für eine natürliche Verteilung von Nährstoffen und CO₂.
Strömungspumpen nutzen
Strömungspumpen erzeugen breit gefächerte Strömung, ähnlich wie Wellenbewegungen in der Natur. Sie eignen sich perfekt für:
- große Aquarien
- strömungsliebende Fischarten
- stark bepflanzte Aquascapes
Wichtig ist, die Pumpe nach Bedarf anzupassen, damit die Strömung nicht zu heftig wird.
Typische Fehler in Bezug auf Strömung
- Zu starke Strömung
Besonders Betta, Guppys, kleine Rasboras oder Garnelen reagieren empfindlich, wenn sie permanent gegen die Strömung ankämpfen müssen. - Zu schwache Strömung
Hier entstehen Sauerstoffmangel, tote Ecken und im schlimmsten Fall Algenplagen. - Oberfläche zu ruhig
Kann zu Sauerstoffarmut führen, besonders nachts. - Strömung nicht an Besatz angepasst
Jedes Tier hat individuelle Bedürfnisse. - Becken vollgestellt
Große Dekoelemente ohne Rücksicht auf die Strömung können das System instabil machen.
Strömung für verschiedene Aquarientypen
Gesellschaftsaquarium
Hier reicht eine moderate Strömung, die dafür sorgt, dass alle Bereiche gut durchmischt werden. Fische sollen weder gestresst noch unterfordert sein.
Aquascape
Aquascapes benötigen eine sanfte, aber konstante Strömung, die CO₂ und Nährstoffe verteilt. Zu starke Strömung kann Pflanzen aus dem Bodengrund reißen, zu schwache führt zu Algen.
Garnelenbecken
Viele Garnelen mögen kaum Strömung. Wichtig ist eine sanfte Bewegung, die das Wasser frisch hält, aber die Tiere nicht herumwirbelt.
Strömungsbecken
Für Bachfische oder strömungsliebende Arten wie bestimmte Schmerlen, Flossensauger oder Kardinalfische ist starke, gerichtete Strömung ein Muss.
Häufige Fragen (FAQ)
Brauche ich eine Strömungspumpe, wenn ich einen Außenfilter habe?
Nicht unbedingt. Viele Außenfilter erzeugen bereits genug Strömung. Eine zusätzliche Pumpe ist nur sinnvoll, wenn du starke Strömung willst oder tote Ecken loswerden möchtest.
Wie merke ich, dass die Strömung zu stark ist?
Wenn Fische ständig gegen die Strömung kämpfen, sich nur noch verstecken oder apathisch wirken, ist die Strömung zu kräftig eingestellt.
Kann zu wenig Strömung Algen verursachen?
Ja. Wenn Nährstoffe ungleich verteilt sind oder organische Stoffe sich ablagern, begünstigt das Algenwachstum.
Wie viel Oberflächenbewegung ist gut?
Eine leichte Kräuselung der Oberfläche reicht meist aus. Starke Wellenbewegungen treiben CO₂ aus, was in Pflanzenaquarien unerwünscht sein kann.
Muss die Strömung nachts anders eingestellt werden?
Normalerweise nicht. Nur in stark CO₂-gedüngten Becken kann es sinnvoll sein, nachts etwas mehr Oberflächenbewegung zu erzeugen.
Fazit
Strömung im Aquarium ist weit mehr als ein technisches Detail. Sie beeinflusst das gesamte ökologische Gleichgewicht deines Beckens – von der Sauerstoffversorgung über das Pflanzenwachstum bis hin zur Gesundheit deiner Fische. Egal, ob du ein Aquascape, ein Gesellschaftsaquarium oder ein spezielles Strömungsbecken betreibst: Die Strömung richtig einzustellen, ist entscheidend dafür, dass dein Aquarium langfristig stabil läuft.
Wenn du die Grundlagen verstehst, die Strömung an den Besatz anpasst und regelmäßig überprüfst, wie sich das Wasser im Becken bewegt, wirst du schnell merken, wie positiv sich das auf das gesamte System auswirkt. Eine harmonische Strömung sorgt nicht nur für klares Wasser und gesunde Tiere, sondern macht dein Aquarium insgesamt lebendiger und natürlicher.









