Lebens(t)räume für Menschen, Tiere & Pflanzen
Gestaltungsbeispiele für naturnahe Lebensräume
Einrichtungsbeispiele.de-Logo
Neu
Login
Wir werden unterstützt von:
13.06.2025 von Tom

Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast

Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast
Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast - Foto 1

Wer im Hochsommer plötzlich kleine, durchsichtig schwebende Wesen im Gartenteich entdeckt, traut oft seinen Augen nicht: Süßwasserquallen, genauer gesagt Craspedacusta sowerbii, tauchen scheinbar aus dem Nichts auf und verschwinden ebenso schnell wieder. Was es mit diesen Erscheinungen auf sich hat, wie häufig sie vorkommen, welche Rolle sie im Teichökosystem spielen und wie sie überhaupt dorthin gelangen, ist vielen Teichbesitzern kaum bekannt.

Verbreitung und Vorkommen

Die Süßwasserqualle Craspedacusta sowerbii stammt ursprünglich vermutlich aus dem Jangtse-Gebiet in China, ist heute jedoch weltweit verbreitet. Auch in Mitteleuropa – inklusive Deutschland, Österreich und der Schweiz – wurde sie bereits in zahlreichen stehenden Gewässern nachgewiesen. Besonders häufig findet man sie in Baggerseen, Kanälen, ruhigen Flussarmen und teils auch in großen Gartenteichen.

Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast
Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast - Foto 2

Trotz ihrer weiten Verbreitung wird sie selten bemerkt, da ihre auffällige Quallenform (die sogenannte Meduse) nur bei sehr spezifischen Bedingungen entsteht: Stabiles, warmes Wasser über 20 °C, geringe Strömung und ausreichend Nahrung. Selbst dann bleibt das Medusenstadium meist nur wenige Tage sichtbar, bevor es wieder verschwindet.

Einfluss auf das Teichökosystem

Die kleine Süßwasserqualle hat keinen nennenswerten Einfluss auf das biologische Gleichgewicht im Gartenteich. Erwachsene Medusen ernähren sich von winzigem Zooplankton wie Wasserflöhen oder Rädertierchen. Da sie in geringer Zahl auftreten und nicht dauerhaft präsent sind, wirken sie sich nicht messbar auf den Nahrungszyklus aus.

Auch für Fische, Amphibien oder Pflanzen stellt Craspedacusta sowerbii keine Gefahr dar. Ihre Nesselzellen sind nicht stark genug, um größere Tiere zu verletzen – und für den Menschen sind sie vollkommen harmlos. In ihrer Polypenform leben sie verborgen im Bodensubstrat oder an Pflanzen und nehmen ebenfalls kaum Raum oder Ressourcen ein.

Wie kommt eine Qualle in den Teich?

Tatsächlich werden Quallen nicht als Medusen eingeschleppt, sondern gelangen fast immer in einer unsichtbaren Zwischenform in den Teich: den sogenannten Podocysten. Diese winzigen, verkapselten Dauerstadien entstehen aus Polypen, überdauern Trockenheit, Frost und Transport und lassen sich leicht übersehen.

Podocysten können eingeschleppt werden durch:

  • neue Wasserpflanzen, insbesondere aus Naturgewässern oder dem Handel,
  • Geräte und Gefäße, die zuvor in anderen Teichen oder Aquarien verwendet wurden,
  • Wasservögel, die Sediment an ihren Füßen transportieren.

Im neuen Gewässer „erwacht“ die Podocyste unter günstigen Bedingungen und bildet einen Polypen, der wiederum neue Polypen oder Quallenknospen hervorbringen kann. Erst bei geeigneter Temperatur und Nahrungsangebot entwickeln sich daraus die sichtbaren Quallen (Medusen).

Eine kurze Übersicht der Art

Craspedacusta sowerbii ist die einzige bekannte Süßwasserqualle, die weltweit regelmäßig vorkommt. Die Medusen erreichen einen Durchmesser von etwa 1 bis 2 Zentimetern, sind nahezu durchsichtig und besitzen bis zu 300 feine Tentakel am Rand ihres glockenförmigen Körpers. Ihre Fortbewegung erfolgt durch sanftes Pulsieren – in ruhigem Wasser wirkt ihr Erscheinungsbild fast schwebend.

Die übrige Zeit ihres Lebenszyklus verbringen sie als unsichtbare Polypen oder in Podocysten, die kaum messbar klein sind. Aufgrund dieser Formen bleiben sie auch in gut gepflegten Teichen jahrelang unbemerkt, bis sie sich bei günstigen Bedingungen kurzzeitig zeigen.

Ein unaufdringlicher Mitbewohner

Auch wenn der Anblick von Quallen im Gartenteich zunächst überraschen mag, handelt es sich bei Craspedacusta sowerbii um einen harmlosen, natürlichen Mitbewohner. Ihre Anwesenheit deutet weder auf schlechte Wasserqualität hin noch auf einen ökologischen Notfall. Sie sind ein Beispiel für die oft übersehenen, aber faszinierenden Dynamiken kleiner Lebensräume.

 

Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de

Tom

Userbild von TomTom ist Administrator*in von EB und stellt 12 Beispiele vor. In den Bereichen Malawisee, Tanganjikasee, Victoriasee, West- / Zentralafrika, Südamerika, Mittelamerika, Amerikagesellschaftsbecken, Asien/Australien, Gesellschaftsbecken, Wasserchemie, Fragen zu einrichtungsbeispiele.de steht er/sie den Usern bei Fragen kompetent als Anspechpartner zur Seite.

Titel: Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast (Artikel 6992)

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

Westpark München: Ein Paradies mitten in der Stadt

Westpark München: Ein Paradies mitten in der Stadt

Der Westpark in München ist mehr als nur eine städtische Grünfläche – er ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Natur, Gartenkunst und kulturelle Vielfalt harmonisch miteinander verschmelzen können. Für Garten- und Naturliebhaber bietet der Park ein beeindruckendes Spektrum an Pflanzen, Landschaftsgestaltung, Rückzugsorten sowie Möglichkeiten

Der passende Standort für einen Teich

Der passende Standort für einen Teich

Der Sommer steht in den Startlöchern und manch Gartenbesitzer hat große Pläne: Endlich einen Gartenteich anlegen! Doch um späteren Ärger zu vermeiden, lohnt es sich bei der Frage des Standorts genauer hinzusehen.Welcher Teich darfs sein?Schon bei der Planung sollte berücksichtigt werden, welcher Teich künftig den Garten zieren soll, nachträgliche

Ausflugsziel für Aquarianer: Das New York Aquarium

Ausflugsziel für Aquarianer: Das New York Aquarium

Wer sich für Aquaristik begeistert, kennt das Verlangen, die Schönheit der Unterwasserwelt nicht nur im eigenen Wohnzimmer, sondern auch live und in Farbe zu erleben. Neben dem Pflegen und Beobachten des heimischen Aquariums, sehnen sich viele Aquarianer nach Inspiration, neuen Eindrücken und lehrreichen Erlebnissen. Was gibt es da Besseres als einen

Kein Dünger im Uferbereich: Wie Gartendünger dem Teich schadet

Kein Dünger im Uferbereich: Wie Gartendünger dem Teich schadet

Ein gepflegter Garten und ein gesunder Teich lassen sich gut miteinander vereinen – aber nur, wenn auf die richtige Gestaltung geachtet wird. Besonders kritisch ist der Übergangsbereich zwischen Beet und Wasser. Wird hier gedüngt wie im restlichen Garten, kann das schwerwiegende Folgen für die Wasserqualität haben. Einmal eingespült, fördern

Fische im Gartenteich – Füttern oder sich selbst überlassen?

Fische im Gartenteich – Füttern oder sich selbst überlassen?

Fische im Gartenteich werden üblicherweise durch Menschen eingesetzt, was uns vor die Verantwortung stellt auch angemessen für sie zu sorgen. Doch was bedeutet dies in Bezug auf die Fütterung? Ist es möglich einen Teich so anzulegen, dass die Fische darin – so wie es auch in ihrer natürlichen Umgebung der Fall wäre – genug zu fressen finden