Quallen im Gartenteich: Ein ungewöhnlicher, aber natürlicher Gast

Wer im Hochsommer plötzlich kleine, durchsichtig schwebende Wesen im Gartenteich entdeckt, traut oft seinen Augen nicht: Süßwasserquallen, genauer gesagt Craspedacusta sowerbii, tauchen scheinbar aus dem Nichts auf und verschwinden ebenso schnell wieder. Was es mit diesen Erscheinungen auf sich hat, wie häufig sie vorkommen, welche Rolle sie im Teichökosystem spielen und wie sie überhaupt dorthin gelangen, ist vielen Teichbesitzern kaum bekannt.
Verbreitung und Vorkommen
Die Süßwasserqualle Craspedacusta sowerbii stammt ursprünglich vermutlich aus dem Jangtse-Gebiet in China, ist heute jedoch weltweit verbreitet. Auch in Mitteleuropa – inklusive Deutschland, Österreich und der Schweiz – wurde sie bereits in zahlreichen stehenden Gewässern nachgewiesen. Besonders häufig findet man sie in Baggerseen, Kanälen, ruhigen Flussarmen und teils auch in großen Gartenteichen.

Trotz ihrer weiten Verbreitung wird sie selten bemerkt, da ihre auffällige Quallenform (die sogenannte Meduse) nur bei sehr spezifischen Bedingungen entsteht: Stabiles, warmes Wasser über 20 °C, geringe Strömung und ausreichend Nahrung. Selbst dann bleibt das Medusenstadium meist nur wenige Tage sichtbar, bevor es wieder verschwindet.
Einfluss auf das Teichökosystem
Die kleine Süßwasserqualle hat keinen nennenswerten Einfluss auf das biologische Gleichgewicht im Gartenteich. Erwachsene Medusen ernähren sich von winzigem Zooplankton wie Wasserflöhen oder Rädertierchen. Da sie in geringer Zahl auftreten und nicht dauerhaft präsent sind, wirken sie sich nicht messbar auf den Nahrungszyklus aus.
Auch für Fische, Amphibien oder Pflanzen stellt Craspedacusta sowerbii keine Gefahr dar. Ihre Nesselzellen sind nicht stark genug, um größere Tiere zu verletzen – und für den Menschen sind sie vollkommen harmlos. In ihrer Polypenform leben sie verborgen im Bodensubstrat oder an Pflanzen und nehmen ebenfalls kaum Raum oder Ressourcen ein.
Wie kommt eine Qualle in den Teich?
Tatsächlich werden Quallen nicht als Medusen eingeschleppt, sondern gelangen fast immer in einer unsichtbaren Zwischenform in den Teich: den sogenannten Podocysten. Diese winzigen, verkapselten Dauerstadien entstehen aus Polypen, überdauern Trockenheit, Frost und Transport und lassen sich leicht übersehen.
Podocysten können eingeschleppt werden durch:
- neue Wasserpflanzen, insbesondere aus Naturgewässern oder dem Handel,
- Geräte und Gefäße, die zuvor in anderen Teichen oder Aquarien verwendet wurden,
- Wasservögel, die Sediment an ihren Füßen transportieren.
Im neuen Gewässer „erwacht“ die Podocyste unter günstigen Bedingungen und bildet einen Polypen, der wiederum neue Polypen oder Quallenknospen hervorbringen kann. Erst bei geeigneter Temperatur und Nahrungsangebot entwickeln sich daraus die sichtbaren Quallen (Medusen).
Eine kurze Übersicht der Art
Craspedacusta sowerbii ist die einzige bekannte Süßwasserqualle, die weltweit regelmäßig vorkommt. Die Medusen erreichen einen Durchmesser von etwa 1 bis 2 Zentimetern, sind nahezu durchsichtig und besitzen bis zu 300 feine Tentakel am Rand ihres glockenförmigen Körpers. Ihre Fortbewegung erfolgt durch sanftes Pulsieren – in ruhigem Wasser wirkt ihr Erscheinungsbild fast schwebend.
Die übrige Zeit ihres Lebenszyklus verbringen sie als unsichtbare Polypen oder in Podocysten, die kaum messbar klein sind. Aufgrund dieser Formen bleiben sie auch in gut gepflegten Teichen jahrelang unbemerkt, bis sie sich bei günstigen Bedingungen kurzzeitig zeigen.
Ein unaufdringlicher Mitbewohner
Auch wenn der Anblick von Quallen im Gartenteich zunächst überraschen mag, handelt es sich bei Craspedacusta sowerbii um einen harmlosen, natürlichen Mitbewohner. Ihre Anwesenheit deutet weder auf schlechte Wasserqualität hin noch auf einen ökologischen Notfall. Sie sind ein Beispiel für die oft übersehenen, aber faszinierenden Dynamiken kleiner Lebensräume.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de