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30.05.2015 von Sambia

Schmetterlingsbuntbarsche (Papiliochromis ramirezi) - Top oder Flop?

Vorwort

Wohl jeder Sü??wasseraquarianer kennt ihn, den "Ramirezi" oder Schmetterlingsbuntbarsch. In Aquariengeschäften gehört er zum Standartsortiment, und von der Werbung der Firma mit dem "T...." blickt er fröhlich in die aquaristische Weltgeschicht. In den 1990er und 2000ern gelangte er zu zweifelhaftem Ruhm, weil vorwiegend aus Asien stammende, mit Hormonen und Antibiotika vollgepumpte Nachzuchten dazu führten, dass selbst erfahrene Aquarianer ihre liebe Not hatten, die "Schmetterlinge" erfolgreich zu pflegen. Schnell hie?? es, die kleinen Kerlchen seien hyperempfindlich. Aber stimmt das? Sicherlich zählen die "Schmetterlinge" nicht zu den Anfängerfischen, sind aber mit etwas aquaristischen Sachverstand gut zu halten. Mittlerweile sind Gott sei Dank wieder Nachtzuchten im Handel die nicht künstlich mit so viel Chemie vollgepumpt sind, dass sie fast im Dunkeln leuchten. Hält man sich an ein paar Dinge sind Schmetterlingsbuntbarsche wunderschöne, interessant und lohnende Pfleglinge. Dieser Blog soll die Art neu beleuchten und vor allem eins machen....Lust auf den "Rami"!

Der Streit um den Gattungsnamen - Also wie nun?

Wer schon etwas länger in der Zwergbuntbarschscene unterwegs ist, der hat sie alle mitgemacht - die Gattungsnamenänderungen. Erstmals beschrieben als Apistogramma ramirezi, dann umgetauft in Microgeophagus ramirezi (die ??hnlichkeiten mit den grö??eren Erdfressern sind ja auch nicht von der Hand zu weisen...) und schlie??lich die aktuelle Variante Papiliochromis ramirezi. Grundsätzlich waren der Gattung Microgeophagus zwei Barscharten zugeordnet, der bolivianische Schmetterlingsbuntbarsch (M. altispinosus) und der venezuelanische/komlumbianische Schmetterlingsbuntbarsch, um den es in diesem Blog gehen soll. Zum bolivianischen Verwandten sei so viel gesagt, dass er etwas grö??er wird als der "Rami", nicht ganz so farbenfroh ist und als weniger anfällig gilt. Alles weitere bitte ich der Literatur zu entnehmen, denn es ist dort von allen nur erdenklichen Seiten abgehandelt worden.

Ursprungshabitat - Zuhause in den "Llanos" Venezuelas und Kolumbiens

Venezuela, Kolumbien.... das klingt nach Dschungel. Stimmt! Aber eben nicht nur... Wie bitte? Ja, richtig gehört. Die Heimat des Ramirezi-Schmetterlingsbuntbarsches ist der Orinoko und seine Zuflüsse, sowie deren Schwemmland die grasbestandenen "Llanos" (Savannen). In den Llanos findet man meist Schwarzwasser von fast kaffeebrauner Farbe. Bei den Zuflüssen/??berschwemmungsbereichen des Orinoko findet man oft helles Klarwasser. Die "Schmetterlinge" kommen in beiden Gewässertypen vor. Auch in den ??berschwemmungstümpeln entlang der Flu??arme kann man Papiliochromis ramirezi finden. Die Temperatur des sehr weichen, leicht sauren Wassers kann schon einmal schnell über 30 Grad betragen. Nicht überall gibt es reichen Unterwasserpflanzenbestand. Fehlt dieser stellenweise, so leben die "Rami"s" im Schutze der ins Wasser hängenden Ufervegetation, die in den Llanos meist aus Gräsern besteht. Der Bodengrund besteht vielerorts aus feinem Sand, der gerne durchgekaut wird (...da ist sie wieder die Analogie zum Erdfresser). Dies dient weniger der Nahrungsaufnahme, als viel mehr der Körperhygiene.

Südamerika im Glas oder der "Rami" im Aquarium

Auch wenn die Bedingungen im Heimathabitat - besonders in der Trockenzeit - teils extrem sind, sollte man diese nicht unbedingt zu 100% nachstellen. "Wieso denn nicht ?", werden nun einige von Euch fragen. Mal im Ernst, Schmetterlingsbuntbarsche sind Tropenkinder und mögen es warm, aber über 30 Grad - das ist auch für "Rami"s" auf Dauer belastend. Die Temperatur im Hälterungsbecken sollte zwischen 26-28 Grad liegen. Dann können die ohnehin kurzlebigen kleinen Juwelen zw. 2-3 Jahren alt werden. Um das weiche Wasser (< 10 dGh) kommt man aber nicht umhin und der PH-Wert sollte sich im leicht sauren Nivau zwischen 6, 0 und 6, 9 bewegen. Um die Keimbelastung im Wasser zu senken, ist ein UVC-Brenner und/oder die Zugabe von Seemandelbaumblättern oder einem Extrakt daraus sehr zu empfehlen. Ebenfalls unerlässlich sind wöchentliche Teilwasserwechsel von 25%. Zu guter letzt, muss der Stresslevel so gering wie möglich gehalten werden. Denn unter Stress sind die kleinen Kerlchen sehr (!) infektionsanfällig - logisch weil das Immunsystem dann runterfährt. Dieser Punkt muss bei der Vergesellschaftung dringend beachtet werden.

Einrichtung des Beckens - Wie die "Schmetterlinge" wohnen wollen...

Schmetterlingsbuntbarsche lieben gut struktrierte, reich bepflanzte Aquarien. Die dichte Bepflanzung gibt den Tieren Sicherheit und senkt so den Stresslevel erheblich. Reviermittelpunkt für ein Pärchen ist i.d.R. ein flacher, ungefähr faustgro??en Stein, manchmal auch das Blatt einer gro??blättrigen Wasserpflanze. 1 Paar kann problemlos ab 54 Liter AQ-Volumen gepflegt werden. Für zwei Paare sollte eine AQ-Kantenlänge von mindestens 80 cm nicht unterschritten werden, denn die Männchen verteidigen Ihr Revier vehement gegen Konkurrenten. Praktisch bei der Reviergestaltung ist, dass die "Rami"s" den Raum au??erhalb des AQs als Revierbestandteil wahrnehmen. So kann man durch geschickte Platzierung der Reviermittelpunkte die Lage gezielt entspannen. Als Bodengrund ist Kies alleine ungeeignet. Da die kleinen Barsche das "Sandkauen" zum Wohlbefinden brauchen, sollte mindestens eine Stelle des AQ mit Sand als Bodengrund gestaltet sein. Da in Sand aber viele AQ-Pflanzen nicht gut wachsen, hat die Praxis (bei mir) gezeigt, dass Garnelenkies der Marke Dennerle, meist einen guten Kompromiss darstellt. Die Pflanzen wachsen darin besser, aber er ist fein genug zum durchkauen. Eine "Win-Win-Situation".

Menu a la carte - Ernährung der Schmetterlingsbuntbarsche

Schmetterlingsbuntbarsche ernähren sich carnivor. Dabei wird so ziemlich alles verputzt was ins Mäulchen pa??t (...Barsch halt!). Folglich ist eine Vergesellschaftung mit Zwerggarnelen auf Dauer eine teure Art, Lebendfutter zu beschaffen (...spätestens wenn sich die "Nelchen" häuten). Als Lebend- und Frostfutter stehen also Mückenlarven, kleine (!) Mysis und Artemia, Wasserflöhe, Cyclops etc. zur Verfügung. Bei Frostfutter empfiehlt sich der Zusatz von Vitaminpräperaten. Auch hochwertige Flocken- oder Granulatfutter (z.B. für Diskus) können gegeben werden. Wobei ich feststellte, dass meist Granulate lieber genommen werden. Mückenlarven egal ob "on the rocks" ( also als Frost- oder als Lebendfutter gegeben, sorgen meist für einen guten Laichansatz. Mit Flocken- und Granulatfutter alleine, sind die "Rami"s" aber nicht dauerhaft zu ernähren. Forst- und Lebendfutter sind ein "Muss"! Eines sei am Rande erwähnt, Schmetterlingsbuntbarsche haben eine Neigung zum "verbutten" d.h. zum verfetten. Bei der Ernährung ist also darauf zu achten, dass einerseits genug Futter zur Verfügung steht, und andererseits nicht zu viel gefüttert wird.

Hallo Nachbar! - Vergesellschaftung

Wie schon zuvor beschrieben sind die Schmetterlingsbuntbarsche geradezu allergisch gegen Stress. Dieser Sachverhalt grenzt die Zahl der möglichen Mitbewohner erheblich ein. Zum einen fallen alle Fische aus, die den "Rami" als nahrhaften Snack ansehen. Zum anderen aber auch alle Arten, die von sich aus "sehr lebhaft" sind. Au??erdem nicht zu missachten ist der Lebensraum. Die "Schmetterlinge" leben in den unteren 2/3teln des AQs. Deshalb sollte eine Vergesellschaftung auch Arten au??en vor lassen, die den gleichen Lebensraum haben. In kleineren Becken haben sonst kleine Beifische bei einem verteidigungsbereiten "Rami-Bock" wenig zu lachen. (...doch, die können böse werden) Ideal sind also alle Arten die weder in Raum-, noch in Revierkonkurrenz zu den "Schmetterlingen" treten wie z.B. Beilbauchsalmer, Copella- oder Nannostomusarten, aber auch mit afrikanischen Leuchtaugenfischen ( Normans Leuchtaugenfisch - Poropanchax normani) habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ebenfalls in Frage kommen Otocinclus- und kleine (!)Corydorasarten, letztere allerdings nur ab einer AQ-Kantenlänge von mind. 80cm. Problemlos funktionierte bei mir die Kombination mit Amanogarnelen ( die sind zu gro?? um als Garnelenburger zuenden!). Wichtig bei der Wahl der Mitbewohner ist zur Stressvermeidung generell, die Arten nach Wasserbedürfnissen und hinsichtlich Ihrer Lebensweise so auszusuchen, so dass sie sich möglichst wenig "in die Quere" kommen. Dann klappt"s auch mit den "Rami"s".

Zuchtformen - "Muss das sein?"

Wie fast alle Zierfische ist auch der Schmetterlingsbuntbarsch durch Zuchtauswahl zum Haustier mutiert. Das muss zu nächst einmal nichts schlechtes hei??en, gäbe es da nicht einige findige Züchter, für die die Natur nicht spektakulär genug ist. Will sagen.... manche Dinge finde ich einfach fraglich! ??ber die Züchtung diverser Farbschläge wie "Bluediamond" oder "Orangefire" mag man sich streiten, das liegt im Geschmack des Zierfischhalters. Zu einem absoluten "No-Go" zählen für mich aber Schmetterlingsbuntbarsche mit Schleierflossen und die XXL-Variante. Letztere, extra bullig und gro?? gezüchteten Tiere, machen auf mich einen Eindruck wie "Hulk auf Anabolika" (...einfach grotesk). Leider gilt auch hier, die Nachfrage bestimmt den Handel. Ich halte es da lieber mit der farbenprächtigen Wildform oder daran angelehnten Farbzuchten.

Schmetterlingsverrückt! - Der Bazillus "Ramirezi"

Wieso sind eigentlich viele so "verrückt" auf den "Rami"? Der Enthusiasmus der diesem kleinen Barsch seit seiner Ersteinführung entgegengebracht wurde, war und ist riesig. Aber warum eigentlich? Zum einen eignen sich die "Schmetterlinge" auch für kleiner AQs, zum anderen sind sie unbeschreiblich bunt. Sie leuchten (zu mindest in der Wildform) in allen Regenbogenfarben! Sie wühlen nicht gro??artig und sind eigentlich recht friedliche Zeitgenossen. Fast jeder Fischfan reagiert, wenn er zum ersten Mal einen "Rami" sieht gleich: "Wow, ist der schön!" Klar die Farben, ich hab"s ja grad beschrieben. Aber etwas anderes kommt hinzu. Der Schmetterlingsbuntbarsch entspricht dem sog. "Kindchenschema". Mit seinem kurzen, runden Kopf, dem kleinen Mäulchen und den gro??en "Kulleraugen", findet ihn fast jeder einfach "sü??" und "niedlich". Dazu kommt ein interessantes Balz- und Brutverhalten und....tata...die Faszination "Ramirezi" ist perfekt!

Ihr Kinderlein kommet - Balz und Brutverhalten

Buntbarsche verfolgen unterschiedliche Brutstrategien z. B. Maulbrüter, Höhlenbrüter und Offenbrüter - das hat fast jeder Aquarianer schon einmal gehört. Schmetterlingsbuntbarsch sind Offenbrüter, weshalb auch Ihre Zuordnung zur Apistogrammagattung überdacht wurde. Da die Tiere nicht sehr alt werden, sind sie schon ab ca. 4 Monaten und einer Grö??e von 3, 5 cm geschlechtsreif, und pflanzen sich dann eigentlich laufend fort ( ...blo?? keine Zeit verlieren). Wenn die Hälterungsbedingungen stimmen, kann man die "Schmetterlinge" eigentlich nicht vom brüten abhalten. Aber ganz so leicht ist es dann doch nicht. Wie bei allen Barschen muss sich das Paar erst finden. Ein Männchen und ein Weibchen im selben Becken sind noch lange kein Paar. Dann wäre da noch die Frage: " Woran unterscheiden sich Männlein und Weiblein?" Früher war das recht einfach zu beurteilen. Hat es einen roten Bauch? Dann ist es ein Weibchen. So einfach ist es mittlerweile nicht mehr. Der züchterische Ehrgeiz hat diverse Farbschläge hervorgebracht, bei denen dieses Attribut teilweise völlig fehlt. Ebenso gibt es mittlerweile Zuchtformen bei denen auch der "Herr" in der Bauchregion dauerhaft kräftig rosa schimmert. Das macht die Geschlechterbestimmung nicht gerade einfacher. Grundsätzlich gilt: Die Weibchen sind immer kleiner als die Männchen und besitzen kürzere Bauchflossen. Hinzu kommt, dass bei wildfarbenen Tieren die Damen immer Glanzpunkte im Seitenfleck haben. Au??erdem entwickeln wildfarbene (aber eben auch nur die) laichreife Weibchen eine rote Bauchpartie. Erwähnen möchte ich auch, das sich manchmal "gleichgeschlechtlich Pärchen" bilden. Dann ist es natürlich Essig mit dem Nachwuchs. Auch ist es möglich, wenn sich ein Paar gefunden hat (und es sich um eine heterosexuelle Verpaarung handelt) dass es trotzdem nicht klappt. Trotz aller Harmonie ist es möglich dass die Tiere unterschiedlichen Laichtypen angehören. Ein "Steinlaicher"-Männchen und ein "Grubenlaicher"-Weibchen werden selten bis keinen Nachwuchs aufziehen. Auch zu viel Stress durch unruhige Mitbewohner führt schnell dazu, dass die Brut abgebrochen wird und die Eier gefressen werden. Ein Fehlen jeglicher "Feindfische" kann aber ebenfalls nach hinten losgehen. Gibt es keinen "Feind" gegen den die Brut verteidigt werden muss, kann es zu einem Aggressionstriebstau kommen und die Elterntiere gehen aufeinander los. Dieses Scenario kann man durch das Einsetzen einiger ruhiger (!) Oberflächenfische aber gut abwenden. Das Balz- und Brutverhalten ist in der Literatur ausführlich beschrieben, deshalb sei hier nur erwähnt, dass sich beide Partner um den Nachwuchs kümmern. "Rami"s" brüten und pflegen die Brut als Elternfamilie. Während der Aufzucht der Kleinen im AQ, sind niedrige Nitrat und Phospatwerte unerlässich. Ebenso muss auf niedrige Keimbelastung geachtet werden (ca. 10% Wasserwechsel täglich).

Mimose oder Hypochonder? - Krankheiten

Fast immer sind suboptimale Hälterungsbedingungen für den Ausbruch von Krankheiten veranwortlich, das ist auch bei den "Schmetterlingen" so. Zierfischkrankheiten sind literarisch umfangreich beschrieben, deshalb möchte ich hier nicht weiter ins Detail gehen. Ist man als Aquarianer allerdings dumm genug, neue Fische einzusetzen ohne eine vorweggehende Quarantänehälterung, so kann das im schlimmsten Fall zu einer Infektion des bereits etablierten Bestandes führen oder man hat einfach Glück und es geschieht im besten Fall einfach gar nichts. Pflegt man den "Rami" aber in ungeeigneter Gesellschaft und/oder Umgebung und/oder liegt der PH-Wert zu hoch, ist das Wasser zu keimbelastet oder die Temperatur zu gering so sterben die Schmetterlingsbuntbarsche schnell innerhalb der ersten Wochen. Das ist dann ein richtiges Trauerspiel. Deshalb gilt es von vorne herein für optimale Bedingungen zu sorgen, wenn man "Schmetterlinge" im AQ pflegen möchte. Um damit auf die ??berschrift dieses Blogs zurück zukommen...Schmetterlingsbuntbarsche - TOP -> wenn man sich an ein paar Dinge hält, FLOP (auf Kosten der Tiere) wenn man die Haltung 0815 gestaltet. Die "Schmetterlinge" wollen eine gewisse Aufmerksamkeit und danken diese mit unbeschreiblich schönen Aquaristikmomenten.

Wer sich tiefer mit der Materie "Ramirezi" befassen möchte, dem lege ich folgende Quellen ans Herz:

Bücher zum Weiterlesen:

***

Aqualog: Schmetterlingsbuntbarsche Aqualog-Verlag ISBN 3-936027-63-3

Ihr Hobby: Zwergcichiliden bede-Verlag ISBN 3-931 792-29-3

Erfolg mit Zwergcichliden bede-Verlag ISBN 3-927997-16-1

Ratgeber: Zwergcichliden bede-Verlag ISBN 3-931792-07-2

Das gro??e Buch der Cichlidenzucht bede-Verlag ISBN 3-931792-43-9

Sambia

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Titel: Schmetterlingsbuntbarsche (Papiliochromis ramirezi) - Top oder Flop? (Artikel 5150)

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