Blog: Welche 4 Gruppen von Reptilien gibt es? - Ein Leitfaden für Terraristik-Fans (7170)
Reptilien faszinieren Menschen seit Jahrhunderten. Sie sind Überlebenskünstler, die sich an unterschiedlichste Lebensräume angepasst haben – von der glühend heißen Wüste bis zu feuchten Regenwäldern. Für Terraristik-Liebhaber sind sie spannende Pfleglinge, die mit ihrem Aussehen, Verhalten und ihrer Biologie eine ganz besondere Faszination auslösen.
Wer sich intensiver mit diesen Tieren beschäftigt, stößt schnell auf die Frage: Welche Hauptgruppen von Reptilien gibt es eigentlich?
Biologisch werden Reptilien in vier große Gruppen unterteilt:
- Krokodile (Crocodylia)
- Schildkröten (Testudines)
- Brückenechsen (Rhynchocephalia)
- Schuppenkriechtiere (Squamata) – hierzu zählen Echsen und Schlangen
In diesem Artikel tauchen wir tief in jede dieser Gruppen ein, erklären ihre Merkmale, geben Beispiele für Arten und beleuchten, welche davon überhaupt für die Terraristik geeignet sind.
Die 4 Hauptgruppen der Reptilien im Detail
Krokodile (Crocodylia)
Krokodile sind wohl die eindrucksvollsten Vertreter der Reptilien. Sie leben überwiegend im Wasser, sind aber keine reinen Wassertiere, da sie zum Atmen an die Oberfläche müssen.
Typische Merkmale der Krokodile:
- Kräftiger, muskulöser Körper mit gepanzerter Haut
- Sehr lange Lebensspanne (teilweise über 70 Jahre)
- Extrem starke Kiefer mit konischen Zähnen
- Ausgezeichnete Jäger mit einem hochentwickelten Sinnesapparat
- Vierbeiniger Körperbau, Beine seitlich am Körper angesetzt
Lebensweise und Verbreitung:
Krokodile leben in tropischen und subtropischen Regionen der Welt – vor allem in Afrika, Asien, Australien und Amerika. Sie bevorzugen Süß- und Brackwassergebiete wie Flüsse, Seen, Mangrovensümpfe und Flussmündungen.
Bekannte Arten:
- Nilkrokodil (Crocodylus niloticus)
- Leistenkrokodil (Crocodylus porosus)
- Mississippi-Alligator (Alligator mississippiensis)
- Gangesgavial (Gavialis gangeticus)
Relevanz für die Terraristik:
Krokodile sind für die private Haltung in Terrarien oder Aquaterrarien ungeeignet – sowohl aus Platz- als auch aus Sicherheitsgründen. Sie benötigen riesige Gehege, spezielle Wasserlandschaften und sind potenziell gefährlich. Die Haltung ist in vielen Ländern streng reguliert oder verboten.
Schildkröten (Testudines)
Schildkröten sind leicht an ihrem Panzer zu erkennen – einer einzigartigen Anpassung, die sie zu einer der bekanntesten Reptiliengruppen macht.
Typische Merkmale der Schildkröten:
- Panzer aus Knochenplatten, bestehend aus Rückenpanzer (Carapax) und Bauchpanzer (Plastron)
- Kein Kiefer mit Zähnen, sondern ein horniger Schnabel
- Langsame, aber ausdauernde Bewegungen
- Kalte Winterruhe bei manchen Arten in gemäßigten Klimazonen
- Langlebigkeit – manche Arten werden über 100 Jahre alt
Lebensweise und Verbreitung:
Schildkröten kommen auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor. Sie bewohnen sehr unterschiedliche Lebensräume – von trockenen Wüsten über Feuchtgebiete bis hin zu offenen Meeren (Meeresschildkröten).
Bekannte Arten:
- Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni)
- Gelbwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta scripta)
- Aldabra-Riesenschildkröte (Aldabrachelys gigantea)
- Suppenschildkröte (Chelonia mydas)
Relevanz für die Terraristik:
Viele Landschildkrötenarten eignen sich für die Haltung in großzügigen Freigehegen oder Terrarien. Wasserschildkröten benötigen Aquaterrarien mit Land- und Wasserbereich. Wichtig ist eine artgerechte Ernährung, passende UVB-Beleuchtung und ausreichend Platz.
Brückenechsen (Rhynchocephalia)
Die Brückenechsen sind eine uralte Reptiliengruppe, die heute nur noch durch eine Gattung vertreten wird: Sphenodon, mit zwei noch lebenden Arten in Neuseeland. Sie gelten als „lebende Fossilien“, da sie sich seit über 200 Millionen Jahren kaum verändert haben.
Typische Merkmale der Brückenechsen:
- Echsenähnliche Körperform, aber anatomisch deutlich verschieden
- Ein drittes, lichtempfindliches „Parietalauge“ auf dem Kopf
- Langsame Wachstumsrate und hohe Lebenserwartung (bis zu 100 Jahre)
- Nachtaktive Lebensweise, kühle Temperaturen bevorzugt
- Kieferstruktur mit einzigartiger Zahnstellung (Zähne verwachsen mit dem Kieferknochen)
Lebensweise und Verbreitung:
Brückenechsen leben ausschließlich auf einigen neuseeländischen Inseln. Sie sind stark geschützt, da ihre Population durch eingeschleppte Tiere wie Ratten bedroht ist.
Bekannte Arten:
- Sphenodon punctatus (gewöhnliche Brückenechse)
- Sphenodon guntheri (seltener und auf wenige Inseln beschränkt)
Relevanz für die Terraristik:
In der privaten Haltung sind Brückenechsen praktisch nicht anzutreffen. Sie stehen unter strengstem Artenschutz und kommen nur in speziellen Schutzprogrammen oder wissenschaftlichen Einrichtungen vor.
Schuppenkriechtiere (Squamata) – Echsen und Schlangen
Die größte und vielfältigste Gruppe der Reptilien sind die Schuppenkriechtiere, zu denen sowohl Echsen als auch Schlangen zählen.
Typische Merkmale:
- Körper mit Hornschuppen bedeckt
- Regelmäßige Häutung
- Sehr unterschiedliche Körpergrößen – von winzigen Geckos bis zu großen Pythons
- Zunge häufig als wichtiges Sinnesorgan (z. B. bei Schlangen zweigeteilt)
- Viele Arten legen Eier, einige sind lebendgebärend
Lebensweise und Verbreitung:
Schuppenkriechtiere sind auf fast allen Kontinenten zu finden – von heißen Wüsten bis zu tropischen Regenwäldern. Sie besetzen verschiedenste ökologische Nischen und zeigen eine große Vielfalt an Jagd- und Fortpflanzungsstrategien.
Bekannte Echsenarten:
- Bartagame (Pogona vitticeps)
- Leopardgecko (Eublepharis macularius)
- Grüner Leguan (Iguana iguana)
- Warane (Varanus spp.)
Bekannte Schlangenarten:
- Kornnatter (Pantherophis guttatus)
- Königspython (Python regius)
- Boa constrictor (Boa constrictor)
- Nattern, Vipern und Kobras
Relevanz für die Terraristik:
Viele Echsen- und Schlangenarten eignen sich hervorragend für die Haltung im Terrarium – vorausgesetzt, ihre Bedürfnisse an Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beleuchtung und Platz werden erfüllt. Sie sind bei Einsteigern und Profis gleichermaßen beliebt.
Vergleichstabelle der 4 Reptiliengruppen
| Gruppe | Anzahl lebender Arten | Typische Merkmale | Terraristik-Eignung |
|---|---|---|---|
| Krokodile | ca. 25 | Große, kräftige Körper, aquatisch | Nicht geeignet |
| Schildkröten | ca. 350 | Panzer, horniger Schnabel | Teilweise geeignet |
| Brückenechsen | 2 | „Lebende Fossilien“, drittes Auge | Nicht geeignet |
| Schuppenkriechtiere | > 10.000 | Schuppenhaut, Häutung, große Vielfalt | Viele Arten geeignet |
FAQs – Häufig gestellte Fragen zu den 4 Reptiliengruppen
1. Sind alle Reptilien wechselwarm?
Ja, alle Reptilien sind wechselwarm (ektotherm). Das bedeutet, ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab.
2. Gibt es giftige Arten in jeder Reptiliengruppe?
Nein. Gift kommt hauptsächlich bei einigen Schlangenarten und wenigen Echsenarten vor. Krokodile, Schildkröten und Brückenechsen sind nicht giftig.
3. Welche Reptilien sind für Anfänger geeignet?
Zu den beliebtesten und pflegeleichtesten Arten zählen Leopardgeckos, Bartagamen und Kornnattern.
4. Warum sind Brückenechsen so selten?
Sie leben nur auf wenigen neuseeländischen Inseln, sind stark geschützt und vermehren sich sehr langsam.
5. Welche Rolle spielt der Panzer bei Schildkröten?
Der Panzer dient als Schutz vor Fressfeinden und ist fest mit dem Skelett verbunden – Schildkröten können ihn nicht ablegen.
Fazit
Die Welt der Reptilien ist unglaublich vielfältig und lässt sich in vier Hauptgruppen einteilen: Krokodile, Schildkröten, Brückenechsen und Schuppenkriechtiere. Jede Gruppe hat ihre eigenen, faszinierenden Merkmale, Lebensweisen und Anpassungen an ihre Umwelt.
Für die Terraristik sind vor allem Schuppenkriechtiere und einige Schildkrötenarten interessant, während Krokodile und Brückenechsen vorwiegend in der Natur oder in speziellen Einrichtungen bewundert werden können.
Wer sich mit Reptilien beschäftigt, taucht in eine uralte Tierklasse ein, die schon zur Zeit der Dinosaurier existierte – und auch heute noch eine beeindruckende Vielfalt an Formen und Lebensweisen zeigt.









