Pflanzen für den Naturgarten: Das sind die Gos und No-Gos

Naturgärten erleben in den letzten Jahren ein echtes Comeback. Immer mehr Gartenbesitzer entscheiden sich bewusst für naturnahe Gestaltungen, um Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere zu schaffen – und um der Natur im eigenen Zuhause wieder mehr Raum zu geben. Doch was genau ist ein Naturgarten eigentlich? Und welche Pflanzen passen in ein solches Konzept – und welche besser nicht?
Ein Naturgarten orientiert sich in seiner Gestaltung an natürlichen Lebensräumen. Er ist vielfältig, dynamisch und ökologisch wertvoll. Im Gegensatz zu konventionellen Ziergärten wird auf exotische Züchtungen, übermäßige Ordnung und künstliche Materialien weitgehend verzichtet. Stattdessen stehen heimische Pflanzenarten, Artenvielfalt, Bodenpflege ohne Chemie und die Förderung natürlicher Prozesse im Vordergrund.

In diesem Artikel gehen wir detailliert darauf ein, welche Pflanzen sich besonders gut für einen Naturgarten eignen – und warum manche Arten, so attraktiv sie auch scheinen mögen, eher ungeeignet oder sogar schädlich für das ökologische Gleichgewicht sind. Am Ende findest du außerdem einen FAQ-Bereich mit den häufigsten Fragen rund um das Thema Naturgarten sowie ein zusammenfassendes Fazit.
Was zeichnet einen Naturgarten aus?
Bevor wir uns den geeigneten und ungeeigneten Pflanzen widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die zentralen Merkmale eines Naturgartens:
- Verwendung heimischer Pflanzenarten: Diese sind an das lokale Klima angepasst und bieten Nahrung und Lebensraum für einheimische Tiere.
- Strukturvielfalt: Unterschiedliche Lebensräume wie Wildblumenwiesen, Hecken, Totholzbereiche, Steinhaufen oder Teiche bieten Rückzugsorte für viele Tierarten.
- Verzicht auf Chemie: Keine Pestizide, Herbizide oder Kunstdünger – stattdessen natürliche Kreisläufe fördern.
- Ökologisch wertvoller Bodenaufbau: Kompost, Mulch und naturnahe Pflege fördern ein gesundes Bodenleben.
- Ganzjährige Blühphasen: Vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein blühende Pflanzen sorgen für kontinuierliche Nahrungsquellen.
Geeignete Pflanzen für den Naturgarten
Bei der Pflanzenauswahl für einen Naturgarten solltest du vor allem auf heimische Wildpflanzenarten setzen. Sie sind ideal an die klimatischen Bedingungen angepasst und spielen eine zentrale Rolle im ökologischen Gefüge. Viele dieser Pflanzen haben sich über Jahrtausende hinweg gemeinsam mit Insekten, Vögeln und anderen Tieren entwickelt.

Hier eine Auswahl besonders geeigneter Pflanzen für den Naturgarten, unterteilt nach Lebensräumen:
Für sonnige Standorte und Wildblumenwiesen:
- Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea): Beliebt bei Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen.
- Wiesensalbei (Salvia pratensis): Trockenheitsresistent und nektarreich.
- Margerite (Leucanthemum vulgare): Klassische Wiesenblume, robust und pflegeleicht.
- Schafgarbe (Achillea millefolium): Fördert das Bodenleben und zieht zahlreiche Insekten an.
- Natternkopf (Echium vulgare): Eine der besten Bienenweiden.
Für schattige bis halbschattige Bereiche:

- Waldmeister (Galium odoratum): Ideal für den Unterwuchs von Gehölzen.
- Buschwindröschen (Anemone nemorosa): Frühblüher und wichtig für erste Insekten im Jahr.
- Schatten-Löwenzahn (Taraxacum officinale ssp. albidum): Eine angepasste Variante für schattige Lagen.
- Wald-Segge (Carex sylvatica): Strukturpflanze für naturnahe Gehölzsäume.
Für naturnahe Hecken und Gehölze:
- Schlehe (Prunus spinosa): Bietet frühe Blüten, dichte Nistplätze und vitaminreiche Früchte.
- Weißdorn (Crataegus monogyna): Wichtige Vogelschutzpflanze, bienenfreundlich.
- Hasel (Corylus avellana): Frühe Blüte, Nusslieferant für viele Tiere.
- Holunder (Sambucus nigra): Nahrungspflanze für über 60 Insektenarten.
Für Feuchtbereiche und Teichränder:
- Sumpfdotterblume (Caltha palustris): Frühlingsblüher in Uferzonen.
- Schilfrohr (Phragmites australis): Wichtig für Vogelbrutplätze.
- Wasserminze (Mentha aquatica): Duftend, insektenfreundlich und pflegeleicht.
- Igelkolben (Sparganium erectum): Strukturpflanze mit ökologischer Bedeutung.
Pflanzen, die NICHT in den Naturgarten gehören
Einige Pflanzenarten, auch wenn sie schön aussehen oder pflegeleicht erscheinen, sind für einen Naturgarten problematisch – sei es, weil sie ökologisch wertlos, invasiv oder sogar gefährlich für heimische Arten sind.

Exotische und sterile Zierpflanzen:
- Forsythie (Forsythia x intermedia): Blüht auffällig, aber liefert keinen Nektar oder Pollen – ökologisch wertlos.
- Geranien (Pelargonium-Arten): Insekten finden hier keine Nahrung.
- Zuchtrosen ohne offene Blüten: Viele moderne Rosenzüchtungen sind gefüllt und bieten keinen Zugang zum Nektar.
Invasive Neophyten:
- Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica): Verdrängt heimische Arten aggressiv.
- Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera): Breitet sich stark aus, entzieht Bodenpflanzen das Licht.
- Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum): Nicht nur invasiv, sondern auch gesundheitsschädlich durch phototoxische Stoffe.
Ziergräser und Exoten ohne ökologischen Wert:
- Chinaschilf (Miscanthus sinensis): Beliebt in der Gartengestaltung, aber bietet kaum Lebensraum.
- Bambusarten: Keine einheimischen Tiere nutzen sie, zudem können sie sich unkontrolliert ausbreiten.
Kunstprodukte und Plastikpflanzen
Auch wenn es offensichtlich erscheinen mag: Kunstpflanzen oder dekorative, eingefärbte Züchtungen (z. B. blaue Orchideen oder gefärbte Heidekrautpflanzen) haben im Naturgarten keinen Platz.
FAQs – Häufige Fragen zum Thema Pflanzen im Naturgarten
Welche Vorteile haben heimische Pflanzen im Naturgarten?
Heimische Pflanzen sind optimal an das Klima angepasst, benötigen weniger Pflege und bilden die Nahrungsgrundlage für viele spezialisierte Insekten und Tiere. Ohne sie können viele Tierarten nicht überleben.
Sind Wildblumenmischungen aus dem Baumarkt geeignet?
Nicht immer. Viele dieser Mischungen enthalten nicht-heimische Arten oder Kulturpflanzen, die ökologisch wenig nützen. Achte auf Regiosaatgut oder zertifizierte Wildpflanzenmischungen aus deiner Region.
Muss ein Naturgarten "ungepflegt" aussehen?
Nein. Ein Naturgarten kann sehr ästhetisch wirken – nur eben nicht streng formiert. Es geht darum, natürliche Strukturen zuzulassen und ein lebendiges Gartenbild zu fördern, das sich im Jahreslauf wandelt.
Wie erkenne ich invasive Arten?
Invasive Neophyten sind Arten, die sich außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets stark ausbreiten und heimische Flora und Fauna verdrängen. Informationen dazu bieten regionale Naturschutzämter und spezialisierte Webseiten wie Neobiota.de.
Sind Kräuter wie Lavendel oder Thymian erlaubt?
Ja, einige mediterrane Kräuter wie Lavendel oder Thymian können durchaus in einem naturnahen Garten stehen – sie bieten viel Nektar. Aber auch hier gilt: Heimische Alternativen wie Dost (wilder Majoran) oder Bergbohnenkraut sind oft die bessere Wahl.
Fazit
Ein Naturgarten ist mehr als nur ein Garten – er ist ein lebendiges Ökosystem, ein Rückzugsort für Tiere und ein Ort, an dem der Mensch in harmonischem Einklang mit der Natur leben kann. Die richtige Pflanzenauswahl spielt dabei eine zentrale Rolle. Heimische Wildpflanzen, Sträucher und Gehölze sind die Helden des Naturgartens. Sie fördern die Artenvielfalt, sind robust und benötigen weniger Pflege als exotische Züchtungen.
Wer sich bewusst gegen invasive Arten, sterile Zierpflanzen und pflegeintensive Exoten entscheidet, leistet nicht nur einen Beitrag zum Schutz der heimischen Flora und Fauna, sondern erlebt auch, wie reichhaltig und faszinierend ein Garten voller Leben sein kann.
Ein Naturgarten ist kein statisches Kunstwerk, sondern ein Ort des Wandels, des Beobachtens und Lernens – und vielleicht der schönste Weg, sich wieder mit den natürlichen Rhythmen des Lebens zu verbinden.